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Are you sure it`s a prince?
Achtung Märchenprinz! Die große Lüge mit der Liebe
Newsletter Nr. 4/2021
Are you sure it`s a prince?

Die Überschrift könnte auch „Achtung Märchenprinzessin“ lauten, denn Männer können ebenso Opfer des sogenannten Love-Scammings oder auch Romance-Scammings werden.

In dieser – übrigens tatsächlich passierten – Story ist es aber Lisa und es fing ganz normal an: Sie hatte ein „Match“ auf Tinder mit einem seriös wirkenden, attraktiven Mann in Uniform. Harry ist Mitte 50 und britischer Soldat der UN-Friedenstruppen auf Mission in Syrien. Er schreibt in gutem Englisch, verwendet sehr schnell Kosenamen und spricht mit unzähligen Komplimenten überschwänglich von der „großen Liebe“. Zügig solle vom Dating-Portal zu einem anderen Messenger gewechselt werden – angeblich, weil die Kommunikation aus der Entfernung dann leichter sei.

Harrys Geschichte ist dramatisch: Aufgrund der reduzierten Nahrungsauswahl wegen der desolaten Lage in Syrien hat er eine Nahrungsmittelunverträglichkeit entwickelt und bezieht sein
„Spezial-Essen“ aus der Türkei, das viel Geld kostet. Dieses schickt ihm eigentlich sein Vater, der in London lebt, aber zur Zeit schwer erkrankt im Koma liegt. Auch seine Freunde können beziehungsweise wollen ihm nicht helfen, denn Harrys Ex-Frau hat ihn mit dem besten Kumpel betrogen. Er hat absolut niemanden mehr und benötigt dringend Hilfe, die ihm nur Lisa gewähren kann. Mehrere Male täglich tauschen sich Lisa und Harry in langen, emotionalen Chats aus und haben auch schon über Video-Call miteinander kommuniziert – ohne Ton und mit sehr schlechter Bildqualität.

STOPP. Schon von Love-Scamming gehört?
 

Die Anzeichen von Love-Scamming

Die Story
Diese ist oft ungewöhnlich: ein spannendes Leben mit vielen Schicksalsschlägen. Sie klingt aber dennoch meistens plausibel, ist detailverliebt und verursacht immer Empathie oder Mitleid.

Das persönliche Profil
Harry ist angeblich Elite-Soldat. Männliche Scammer haben oft seriöse, angesehen Berufe, (z.B. Soldat, Ingenieur, Architekt, Computerspezialist), weibliche Scammer geben sich z. B. als Krankenschwestern, Ärztinnen, Mitarbeiterinnen im Waisenhaus oder Geschäftsfrauen aus. Die hinterlegten Fotos zeigen attraktive „schöne“ Gesichter, oft sind die Bilder allerdings gestohlen und das Profil gefälscht.

Die Sprache
Scammer kommunizieren meistens auf Englisch. Sehr schnell erfolgen bereits nach dem ersten Kontakt Liebesschwüre, romantische E-Mails mit der Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft. Sie zeigen großes Interesse und es wird intensiv gechattet. Ist die Sprache Deutsch, wird oft ein Übersetzungsprogramm verwendet – die Inhalte sind dann mehr oder weniger sinnfrei. Bei Video-Calls ist die Bild- und Tonqualität schlecht. Häufig werden einfach Videos eingespielt, die die Scammer sympathisch aussehen lassen (z. B. beim Kuscheln mit dem Hundewelpen).

Dating Portal wechseln
Love-Scammer agieren über unterschiedliche Kanäle und soziale Netzwerke. Da viele Dating- Apps mittlerweile Schutzmechanismen eingebaut haben und das falsche Profil eventuell gesperrt werden könnte, bitten sie darum, den Chat auf ein anderes Portal oder auf private E-Mail-Kommunikation zu verlegen.

Die Frage nach Geld
Sie kommt früher oder später: angeblich für lebenswichtige Dinge, Schulden, Krankenhausaufenthalte oder Geld für den Flug – immer ist der Täter unverschuldet in einer finanziellen Notlage und kann sich nur mit Hilfe des Gegenübers befreien. Häufig wird auch um den Versand von Geld oder Paketen an weitere Personen gebeten.

Wie Sie sich schützen können

Zu schön, um wahr zu sein
Seien Sie misstrauisch, wenn Nachrichten und Profile einfach „zu gut“ sind und nutzen Sie Suchmaschinen, z. B. Google, um den Namen zu überprüfen. Schauen Sie in die eingestellten Bilder und prüfen Sie das Profilbild des Dating-Partners: Wie lange gibt es das Profil schon? Sind weitere Freunde, Fotos oder Informationen über das bisherige Leben hinterlegt. Ein ganz neues Profil kann schon ein Hinweis auf Scamming sein. Warum funktioniert der Video-Call nicht richtig, bzw. wird immer wieder der gleiche „Film“ abgespielt?

Schicken Sie kein Geld
Warum sollen Sie Geld (z. B. über Western-Union oder MoneyGram) an Dating-Partner überweisen, die Sie im realen Leben noch nie gesehen haben? Geben Sie auch keine sensiblen Daten wie die Ihrer Kreditkarte, Kopien persönlicher Dokumente (Ausweisdokument oder Geburtsurkunden etc.) weiter. Empfangen und überweisen Sie kein Geld für andere Personen und leiten Sie keine Briefe oder Päckchen weiter – unter Umständen machen Sie sich strafbar.
 


Sie wurden gescammt. Und jetzt?

Kontakt sofort abbrechen
Reagieren Sie nicht mehr auf E-Mails, Anrufe, Chat-Nachrichten und blockieren Sie den Kontakt. Richten Sie sich eine neue E-Mail-Adresse ein und wechseln Sie Ihre Telefonnummer. Melden Sie dem Betreiber der entsprechenden sozialen Netzwerke/Dating-App das Profil.

Beweise sichern
Speichern Sie alle E-Mails und Chat-Texte als Beweis auf einem Speichermedium, wie beispielsweise Ihrem bevorzugten Cloud-Dienst, einer externen Festplatte, einem USB-Stick oder einer CD-ROM.

Geld überwiesen?
Versuchen Sie, bereits getätigte Überweisungen rückgängig zu machen und sichern Sie die Belege.

Hilfe holen
Sprechen Sie mit einer vertrauten Person, falls Sie sich unsicher sind. Erstatten Sie in jedem Fall eine Anzeige bei der Polizei – auch wenn die Strafverfolgung der meist aus dem Ausland agierenden Täter schwierig ist.


Und wie ist die Geschichte mit Lisa und Harry ausgegangen?

Glücklicherweise gut: Lisa wurde misstrauisch, als Harrys Forderungen immer drängender und unangenehmer wurden. Sie hat auf ihr Bauchgefühl gehört, sich Freunden anvertraut und schließlich Anzeige erstattet.

 

Weitere Informationen erhalten Sie auf Polizei-Beratung, unserer Homepage oder unter der Telefonnummer 0221 229-8655.

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