Änne (11) aus der Kölner Südstadt muss wegen anhaltender Corona-Einschränkungen leider noch auf ihr Training und die gemeinsame Fahrt zur Schule warten. Beide Sechstklässlerinnen hatten sich nach dem Aufruf der Polizei Köln zu Beginn des neuen Schuljahres beworben und waren aus mehreren Bewerbungen ausgewählt worden.
Was steckt hinter der Aktion?
Der Großstadtverkehr konfrontiert die „großen Kleinen“, die häufig schon ganz selbstständig zu ihrer weiterführenden Schule radeln, mit Gefahren, die selbst Erwachsene schnell überfordern können. Aufklärung, Training und Anleitung sind wichtige Bausteine, um Kinder fit für den Straßenverkehr zu machen und für Gefahren beim Radfahren zu sensibilisieren. Was lag also näher, als sich die Situation vor Ort einmal gemeinsam anzusehen? Ist der ausgewählte Schulweg der richtige oder gibt es alternative Wege, die leichter zu bewältigen sind? Was können Kinder als Rad Fahrende tun, um sicher in der Schule anzukommen?
Jana lernte ‚ihren Polizisten‘ Mario Weidgang, Verkehrssicherheitsberater bei der Verkehrsunfallprävention der Polizei Köln, Ende August kennen. Nach dem Helm- und Fahrradcheck wurde die Verkehrssicherheit des Fahrrades mit einer Plakette von der Polizei und der Verkehrswacht bestätigt. Bei der anschließenden Fahrt zur Schule im Polizeiwagen durfte auch der Vater der Sechstklässlerin mitfahren. An kritischen Stellen hieß es: Aussteigen – zu Fuß erkunden – gefährliche Situationen erkennen – nach Alternativen suchen.
Gemeinsam mit Mario Weidgang absolvierte Jana ein Fahrradtraining und Anfang September endete ihre Fahrt zur Schule über die neue, gemeinsam ausgearbeitete Alternativstrecke, mit deutlich weniger Gefahrenstellen als die ursprüngliche Strecke, vor der Marienschule in Opladen. Dort warteten um 7.30 Uhr bereits Janas Vater, eine Vertreterin der Marienschule, Radverkehrsverantwortliche der Stadt Leverkusen, Netzwerkpartner von Verkehrswacht Leverkusen und ADFC Leverkusen sowie Medienvertreter auf die 10-Jährige. Die war mit signalgelbem Helm und der gelben Sicherheitsweste mit der Aufschrift „Sicher mit Abstand - 1,5 Meter“ schon von weitem gut zu erkennen. Jana verabschiedete sich nach ihrem ersten Pressetermin von Mario Weidgang mit der Zusicherung, die erarbeitete Alternativstrecke auch künftig zu nutzen. Ihr Vater zog zum Abschluss ein positives Resümee: „Jana hatte als Fahrrad-Neuling viel Spaß mit ‚ihrem‘ freundlichen Polizisten. Die Aktion hat ihr geholfen, sicherer zu werden, Gefahrenstellen zu erkennen und richtig zu handeln.“ Auch Frau Schäfer, die Vertreterin der Marienschule, bedankte sich im Namen der ganzen Schule ausdrücklich für die Aktion; besonders vor dem Hintergrund der der langen Zeit, in denen Kinder coronabedingt zu Hause lernen mussten und ihre fahrpraktischen Fähigkeiten auf dem Schulweg nicht weiterentwickeln konnten.
Die im Themenfeld „Radfahrsicherheit“ tätigen Netzwerkpartner nutzten das Aktionstreffen für einen Erfahrungsaustausch. Einhellige Meinung der Anwesenden: Radfahrsicherheit für Kinder ist ein sehr wichtiges Thema, das den Schulterschluss aller Partner sowie gemeinsame Aktionen braucht.
Einen knappen Monat später startete die Schulwegbegleitung auch in Köln. Änne aus der Kölner Südstadt lernte Ende September ihren ‚eigenen Polizisten‘ kennen. Beim ersten Treffen beantwortete Mario Weidgang Fragen der Elfjährigen und nach einem Fahrradcheck stand fest: es kann losgehen!
Bevor Änne und ‚ihr Polizist‘ aufs Rad stiegen, hatten die Schülerin und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler der Michaeli Schule in der Neustadt-Nord Gelegenheit, Fragen an die Spezialisten für Verkehrsunfallprävention zu stellen. Auf dem Fahrrad hieß es dann wenig später an kritischen Stellen: Absteigen – zu Fuß erkunden – gefährliche Situationen erkennen – nach Alternativen suchen.
Unterbrochen durch Herbstferien, Feiertage und die Corona-Einschränkungen überbrachte PHK Weidgang Änne Anfang Dezember persönlich ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, damit sie in der „dunklen Jahreszeit“ beim Radfahren gut erkennbar ist: Leuchtweste, Rucksack- und Helmüberzug in Signalfarbe sowie Reflektoren.
Alle anderen Bewerberinnen und Bewerber haben ihre vorgezogene Weihnachtpost übrigens zugeschickt bekommen. Sobald die Situation es zulässt, wird Ännes Training fortgeführt, denn - aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Schon jetzt steht fest, diese Aktionsform wird in die zukünftige Planung zum Thema „Schulwegsicherheit“ aufgenommen. Die positiven Rückmeldungen sprechen für sich.