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Manuel Kaboth-Zarca im Einsatz auf Teneriffa
Im Einsatz auf Teneriffa
Polizeikommissar Manuel Kaboth-Zarca berichtet von seinem Einsatz auf Teneriffa beim Puesto Principal der Guardia Civil in Playa de Las Américas im Dezember 2022.
Polizei Köln

 

Bewerbungsverfahren

Nach meiner letzten Verwendung auf Mallorca, bei der ich ausschließlich positive Erfahrung machte, bewarb ich mich um eine weitere Verwendung in den Wintermonaten 2022 auf Teneriffa. Das Bewerbungsverfahren lief über meine Behörde (Polizeipräsidium Köln) in Abstimmung mit dem Referat 425 des Innenministeriums NRW (IM NRW). Nach dem Eingang der Bewerbung wurde ich zusammen mit den anderen erfolgreichen Bewerbern zu einem Termin im IM NRW eingeladen. An dem Termin nahmen u.a. auch Vertreter der Spanischen Botschaft teil.

 

Reise und Ankunft

Ich habe den Flug uniformiert wahrgenommen, da ich mich so persönlich besser auf die Auslandsverwendung einstimmen konnte. Der Transport der Dienstwaffe und der Munition verlief absolut reibungslos, dank zur Verfügung gestellter Waffen- und Munitionstransportbehältnisse. Am Flughafen Teneriffa Süd wurde ich von Kollegen der Zolleinheit und einem Kollegen meiner zuständigen Wache abgeholt. Dort konnte ich gegen Vorlage der entsprechenden Dokumente meine Waffe und die Munition wieder in Empfang nehmen.

 

Wachbereich

Die Casa Cuartel (Hauptwache mit Wohneinheiten) an der Playa de Las Américas befindet sich in Arona, einer Stadt mit knapp 80.000 Einwohnern. Aufgrund der Einwohnerzahl (über 50.000) ist die Policía Nacional für den Wachbereich originär zuständig, in dem sich auch die Hauptwache der Guardia Civil befindet.

 

Patrulla Rural de Compañía

Alle Deutschen Polizisten, die in Playa de Las Américas Dienst versehen, werden der Patrulla Rural de Compañía (PRC) angegliedert. Bei ihr handelt es sich um eine Art Brennpunkt- und Präsenzeinheit, die losgelöst vom normalen Wachdienst agiert. Der Wachbereich dieser Einheit erstreckt sich zudem über den gesamten Süden von Teneriffa, wodurch sie bei Großlagen auch weiter entfernt von der Hauptwache zum Einsatz kommt. Die PRC ist zudem immer mit mehr als zwei Einsatzmitteln im Dienst.

Die selbstveranlassten Einsätze der PRC beschränken sich auf Personen- und Fahrzeugkontrollen im großen Umfang. Während einer Dienstschicht konnte es somit schnell passieren, dass rund 30 Fahrzeuge samt Insassen komplett durchsucht und kontrolliert wurden.

Während meiner Arbeit bei der PRC deckten wir einen Wachbereich mit einer Fläche von rund 650 km² ab. Wir kamen in Kontakt mit Kollegen der Guardia Civil von den Wachen des gesamten Südens Teneriffas und auch mit anderen Einheiten der Guardia Civil wie die USECI und GRS (ähnlich der Bereitschaftspolizei oder BFE). Diese präsentierten mir ihre Fahrzeuge und Ausstattung und berichteten mir von ihrem Arbeitsalltag.

 

Einsätze mit Touristen

Die Region um Playa de Las Américas ist sehr beliebt bei englischen Touristen. Sie machen definitiv die Hauptanzahl an Touristen im Süden Teneriffas aus. Allerdings gibt es auch eine Vielzahl deutscher Familien- und Abenteuertouristen, die sich überwiegend für das Gebiet rund um den Teide (Vulcan in der Mitte Teneriffas) begeistern.

Ich hatte während meines Aufenthalts auf Teneriffa diverse Einsätze mit deutschsprachigen Touristen. Den ersten Kontakt zu einem Deutschen hatte ich, da dieser mit seinem Longboard den Seitenstreifen der Autobahn befuhr. Durch die Einsatzleistelle der Guardia Civil für die Kanarischen Insel - COS - wurde unsere Streifenbesatzung zu dem Verkehrsdelikt entsandt. Dort sammelten wir den deutschsprachigen Touristen ein und verbrachten ihn von der Autobahn. Er konnte schnell und unkompliziert über das offensichtliche Vergehen aufgeklärt und ermahnt werden.

Darüber hinaus wurden wir diverse Male zu Einsätzen aufgrund von zivilrechtlichen Streitigkeiten entsandt, an denen wir uns als gemischtes Streifenteam mit deutschsprachigen Touristen oder deutschen Einwanderern konfrontiert sahen. Durch eine Kommunikation mit dem Aggressor oder den Streitparteien auf Deutsch konnten viele Einsätze schnell und problemlos deeskaliert werden.

Leider musste ich auch feststellen, dass ein spanischer Ehemann der sich im Zivilrechtstreit mit seiner deutschen Ex-Frau befand, sehr negativ auf mich reagierte und davon ausging, dass ich aufgrund meiner deutschen polizeilichen Herkunft und Uniform parteiisch ihm gegenüber wäre und nur für seine deutsche Ex-Frau einstünde. Als gemischtes Streifenteam konnten wir die Beteiligten mit Hilfe der Policía Local trennen und den Sachverhalt klären. Im Anschluss erhielt der Spanier durch uns eine Strafanzeige wegen Ungehorsam, Beleidigung eines Polizisten und Respektlosigkeit.

 

Anzeigenaufnahme

Bei verschiedenen Wachbesuchen in unserem Zuständigkeitsbereich trafen wir zufälligerweise auf deutsche Touristen, die verschiedene Delikte zur Anzeige bringen wollten (u.a. Einbruch, Unterschlagung, Diebstähle u.v.m.). Um die Kollegen der Guardia Civil bei der Anzeigenaufnahme zu entlasten bzw. unterstützend zur Seite zu stehen, nahm ich die Anzeigen gänzlich alleine auf Deutsch auf und ergänzte die entsprechenden Daten in einem Formular, das speziell für die Anzeigenaufnahme von ausländischen Touristen konzipiert ist. Mit einer gestempelten Kopie der Anzeige konnten die Touristen anschließend zum Beispiel zum deutschen Konsulat gehen, um gestohlene Dokumente ersetzt zu bekommen oder um sie bei der Mietwagenfirma einzureichen.

Alle deutschsprachigen Touristen, auf die ich im Laufe des Monats traf, reagierten ausgesprochen positiv auf mich und freuten sich sehr darüber, dass ich ihnen als deutscher Polizist zur Seite stehen und ihnen helfen konnte. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Englischkenntnisse der spanischen Kollegen nicht ausreichend wären, um eine komplexe Strafanzeige vollständig aufzunehmen. So konnte ich den spanischen Kollegen auch bei Einsätzen mit Touristen aus anderen Ländern unterstützend zur Seite stehen.

 

Fazit

Das Projekt „Europäische Kommissariate“ hat mir wieder einmal sehr schöne und umfassende Einblicke in die Funktionsweise der Spanischen Polizei ermöglicht, wobei ich unfassbar nette und familiäre Kollegen kennenlernen durfte, zu denen ich nach wie vor Kontakt pflege.

Darüber hinaus hat mir die Reaktion der Deutschen Touristen immer wieder gezeigt, wie sehr ich ihnen in hilflosen und für sie schwierigen Situationen helfend zur Seite stehen konnte, indem ich einfach nur ihre Muttersprache gesprochen und zwischen ihnen und den spanischen Kollegen vermittelt und übersetzt habe.

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